Ja, ehrlich: lebst du wirklich? Oder anders: Er-lebst du dein Leben? Diese Frage verbinde ich nicht damit, ob du isst, trinkst, schläfst und atmest. Ich verbinde diesen Impuls mit dem Thema des bewussten Er-Lebens. Wie bewusst nimmst du das wahr, was in dir selbst und in deinem Umfeld geschieht? Jeder Moment ist so schnelllebig, dass er nie wieder zurückkommt. Je geschäftiger du durch den Alltag im Multitasking-Stil rennst, umso mehr entgehen dir diese feinen oft so subtilen Augenblicke der Freude um dich herum, die dir ein Lächeln auf die Lippen und Wärme ins Herz senden. So verpasst du vielleicht genau das Geschenk des Lebens, was du dir seit ewigen Zeiten wünschst. Das wäre schade, denn ich bin mir nicht sicher, wie oft das Universum dir die Lieferung hinterherträgt. Bist du mehr im Reagieren auf die äußeren Reize oder gönnst du dir auch die Zeit des bewussten Beobachtens. Es ist die wirkliche Kunst, in diesem gegenwärtigen Moment die Berührung in sich aufzunehmen und sie dann auch wieder loszulassen. Oft bleiben wir noch in einer Situation verhaftet, tragen sie mitunter den ganzen Tag oder länger mit uns rum, obwohl sie bereits Geschichte ist. Besonders unangenehme Erlebnisse sind so im Dauergepäck unseres Alltags zu finden. Und dieses Gepäck wird immer mehr und schwerer, bis es mich im wahrsten Sinne des Wortes in die Knie zwingt. Versuche doch mal, dich für einen Zeitraum von vielleicht einer Minute auf eine einzige Sache zu konzentrieren, das bedeutet, dass auch deine Gedanken mit dieser Sache verbunden sind. Egal, ob du eine Blume betrachtest, ob du gehst oder isst, ob du deinen Körper bewusst Aufmerksamkeit schenkst oder deinem Atem – versuch es mit allen Sinnen und einem fokussierten Geist zu tun. Kannst du deine geistige Aufmerksamkeit aufrechterhalten oder schweifen deine Gedanken in aller kürzesten Zeit ab und beschäftigen sich wieder mit etwas anderem. Die Frage an Achtsamkeit gegenüber meinem eigenen Körper und das, was mich umgibt, ist für mich zeitgleich eine Frage der Wertigkeit: wie viel bin ich mir selbst wert, wie viel ist das Außen mir wert. Das ist das wirkliche Er-Leben, so lasse ich mich tatsächlich vom Leben berühren und bereichern, so kann ich mich selbst auch bewusster wahrnehmen. Wenn ich mich mit jemanden unterhalte, kann ich auch wirklich hinhören und aufnehmen, was er sagt oder bin ich in Gedanken ganz woanders und vielleicht sogar im Tun während des Redens und sage vielleicht sogar noch zu dem anderen: „rede ruhig weiter, während ich diese Nachricht noch schreibe, ich höre zu“. Eine Sache kommt dann zu kurz: entweder das Schreiben oder das Hinhören, da der Mensch immer nur einen Gedanken denken kann. Oder vielleicht hast du die Einstellung: dafür habe ich gar keine Zeit, denn ich habe noch so viel zu tun. Es sind oft die fehlenden Momente des bewussten Aufnehmens der Erlebnisse und Kontakte, die zur geistigen und körperlichen Erschöpfung, Missverständnisse und auch Frustration führen. Somit werden wir leider immer mehr Spielball der äußeren Umstände, ohne Akteur zu sein. Wir werden sozusagen immer mehr gelebt, als selbst bewusst zu agieren. Das schöne daran: du kannst dies jederzeit ändern und deinen Alltag ein klein bisschen bewusster gestalten – es steht dir frei, dies zu tun, um dein Leben bunter, erfüllter und auch glücklicher zu gestalten.