Was verbindest du mit diesem Wort? Häufig ist der Begriff „Aggression“ negativ belastet – wer möchte schon als aggressiv gelten? Aber auch das ist wieder eine Bewertung unseres Verstandes. Aggression ist ein natürlicher Wesenszug des Menschen. Ja, regelrecht ein hilfreicher Wesenszug, da uns unsere Aggression schützen möchte, schützen vor einer emotionalen Überbelastung. Unser Nervenkostüm hält „es“ nicht mehr aus und es kommt zum aggressiven Verhalten als Schutzreaktion. Somit ist Aggression schon mal nichts Negatives. Aggressionen können sich unterschiedlich äußern. Häufig verbinden wir die offen ausgelebte Form mit diesem Thema: schreien, schlagen, boxen, zerstören, beißen, Wutanfälle, Weinanfälle, mit Gegenständen werfen, Türen schmeißen usw. Hier wird die Aggression für uns sehr deutlich. Jedoch kann sie sich auch anderweitig äußern, subtil, leise, schleichend. Das sind solche Formen wie: den anderen ignorieren oder kleinmachen; lügen, bewusst Verwirrung stiften, Unterstellungen, Manipulation; schweigen; verletzende Worte; Zynismus; Sarkasmus, Bloßstellen; Blamieren; Verabredungen nicht einhalten; den anderen in einer ständigen Hoffnungs-Vielleicht-Situation verharren lassen; den anderen emotional erfrieren zu lassen; Schuldgefühle erzeugen; Verabredungen nicht einhalten usw. Diese Strategien der Aggression sind häufig nicht richtig greifbar; verletzen jedoch ebenso, wie eine Ohrfeige – manchmal sogar noch heftiger, da sie das Gefühl von Hilflosigkeit erzeugen. Und dann kommt natürlich auch noch die Autoaggression hinzu, d.h. hier verletzen wir uns selbst. Die Autoaggression kann einerseits erfolgen durch einen körperlichen Akt gegen sich selbst, wo es zu sichtbaren Verletzungen kommt. Jedoch kann die Autoaggression auch im Inneren erfolgen mit Selbstzweifel, Selbstvorwürfe, Selbstbeschuldigung, Selbstzerfleischung, Minderwertigkeitsgefühle, negative Sichtweise und auch Worte gegen seine eigene Person gerichtet.

Egal welche Form der Aggression hier zum Tragen kommt: gegen andere, gegen Dinge oder gegen sich selbst – sie ist in jedem Fall ein Hilfeschrei der Seele vor einer emotionalen Überbelastung und sollte als solcher auch respektvoll erkannt werden. Häufig sind es unsere ureigenen tiefen Bedürfnisse, die gerade keine Erfüllung finden und daher die Aggression als Hilfsmittel benutzen. Es ist ein Zeichen der Selbstliebe, wenn du dir dessen bewusst wirst und somit für deine Bedürfnisse sorgst und diese zur Erfüllung bringst. Also: Aggression ist ein Indikator, dass irgendwas aus dem harmonischen Gleichgewicht geraten ist, von dir gesehen werden möchte und dich zum Handeln einlädt. Herzlich willkommen, ihr Aggressionen!