Heute möchte ich wieder einmal etwas zum Thema der Hochsensibilität aufzeigen. Wie ist das mit der Sensibilität – hat sie nicht jeder? Ja, natürlich: jeder Mensch ist sensibel; es ist ein Geburtsrecht des Menschen generell. Die „Mengen an Sensibilität“ sind nur unterschiedlich verteilt und daher gibt es auch nicht DEN Sensiblen und DEN Hochsensiblen. Die Merkmale der Hochsensibilität wurden von Elaine N. Aron definiert, die ich kurz mit einer erhöhten Aufnahme von äußeren Reizen, einer intensiveren Verarbeitung dieser Informationen sowie eigener Wahrnehmungen im Inneren und einer starken emotionalen Intensität zusammenfassen möchte. Zu den biochemischen Vorgängen führe ich an dieser Stelle nicht weiter aus. Die Hochsensibilität ist ein Wesensmerkmal des einzelnen Menschen. Es ist keine Krankheit, keine therapiewürdige Angelegenheit. Hochsensible Menschen sind empfindsamer (nicht: empfindlich). Die Hochsensibilität ist einfach da und wird denjenigen sein Leben lang begleiten. Was macht es jedoch so anstrengend für manche hochsensible Menschen: es ist nicht die Hochsensibilität an sich, es ist der unbewusste Umgang damit. Teils auch gekoppelt an der inneren Idealvorstellung, diese „doofe Macke“ doch endlich loszuwerden und einfach nur „normal“ zu sein. Die Hochsensibilität ist die Normalität des Einzelnen, der sie besitzt. Häufig bildet die nicht erkannte und daher nicht bewusst gelebte Hochsensibilität die Basis für traumatische Erfahrungen (bereits in der Kindheit), die wiederum den Nährboden für andere mentale und emotionale Beeinträchtigungen mit sich bringen. Meines Erachtens stellt die Hochsensibilität keinen Störfaktor dar! Es ist lediglich das individuelle und teils unbewusste Ausleben und Erleben dieses Wesensmerkmals im Alltag, was ggf. zu einem inneren Ungleichgewicht führen kann: das Leben generell erscheint sodann als anstrengend – überall und in jeder Form. Ich habe durch meine jahrelange Arbeit mit Menschen, die hochsensibel sind, die Erfahrung gemacht: die Ausgangsposition für einen positiven Umgang mit der Hochsensibilität ist das bewusste Erkennen dieser Tatsache und dann die bedingungslose Selbstannahme – mit allen Erscheinungsformen im Alltag, auf der Arbeit, in der Beziehung etc. Wenn ich mich jedes Mal, wenn ich wieder an die vermeintlich negativen Erscheinungsformen der Hochsensibilität stoße, dafür beschimpfe und mich reglementieren will, dann tue ich genau das, was einem gesunden Zugang zu mir selbst im Wege steht. Die bedingungslose Selbstakzeptanz ist ein Prozess, der mit viel Geduld und viel Bewusstsein in Verbindung steht. Da gibt es nach meinem Empfinden auch nicht DEN Weg und schon gar nicht die einzige Methode: es geht um den liebevollen Zugang zu sich, zu seinen innigsten Bedürfnissen und die liebevolle Begleitung seines eigenen Wesens. Das ist nicht einfach – absolut nicht. Es ist es jedoch wert, diesen Weg der Selbstannahme zu beschreiten, um endlich in eine harmonische Beziehung mit sich selbst und der Umwelt anzukommen.