das gefällt mir : das gefällt mir nicht; hübsch : hässlich; dick : dünn.. Die Liste ist lang, wo wir ins Bewerten gehen. Eigentlich wollen wir das ja gar nicht, denn wir haben ja schon zig Mal gelesen und gehört, dass wir nicht werten sollen und trotzdem passiert es immer wieder.

Wertefrei – geht das überhaupt? Frei sein vom Be-Werten, frei von Werten – will ich das wirklich? Wertungsfrei ist nicht gleich wertefrei. Auch hier kommt es für mich immer wieder auf die entsprechende Situation an und den Umgang mit dem Impuls des Wertens. Etwas zu bewerten ist nach meiner Meinung immer ein Abgleich zwischen dem äußeren Bild und meinem inneren Werte-System. Eine Abwägung über den Gehalt meines Werte-Systems. Somit ist es ja auch ein Ausdruck meiner eigenen aktuellen Meinung. Was spricht also dagegen, wenn ich etwas als angenehm / unangenehm; bereichernd / sinnfrei einschätze. Nach meiner Einschätzung zeigt es doch auf, dass ich mich mit dem Äußeren in Austausch befinde ohne mein Inneres zu verlieren.

Was ich allenfalls als bedenklich betrachte, ist der Umstand, wenn ich meine Meinung, meinen Wertemaßstab als den allein gültigen darstelle; wenn ich vom Be-werten ins Ver-Urteilen übergehe und den anderen für seine Sichtweise oder für sein Auftreten ab-wertend behandele. Wenn ich jedoch bereit bin, das Andere genauso zu akzeptieren wie meine eigene Einschätzung, steht einer Wertung doch nichts im Wege. Im Vergleich zwischen meiner Sichtweise und der Meinung anderer kann ich doch wunderbare neue Erkenntnisse erlangen, die mich voranbringen, wenn ich dazu bereit und offen bin. Wie bei vielen anderen Dingen geht es für mich dabei mehr um den achtsamen Umgang mit einer Wahrnehmung bzw. dem ersten Gefühl. Ägere ich mich ständig, dass ich doch wieder be-wertet habe, dann verleugne ich zeitglich meine Emotionen und be-werte mich selbst als schlecht. Ein Teufelskreis!

Ich denke, wichtig ist ein bewusster Umgang mit dem eigenen Werte-/Wertungssystem.  Und dieses System als einen dynamischen Prozess zu erkennen, was immer wieder hinterfragt und neu zusammengestellt werden kann. Dafür benötige ich jedoch die anderen Menschen, da sie durch ihr Auftreten mir erst einen Abgleich möglich machen.

Also: Mut zum achtsamen Werten!